Brustkrebs ... und dann auch noch psychisch krank
Erfahrungen und Erlebnisse

Brustkrebs … und dann auch noch psychisch krank

Nein, es hat mich nicht getroffen, dennoch trifft es mich: Brustkrebs und psychisch krank. Bei meiner Mutter ist Brustkrebs diagnostiziert worden und mit ihrem Einverständnis werde ich in den kommenden Wochen über die Reise berichten. 

Denn wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass meine Mutter, ebenso wie ich, psychisch krank ist – diagnostiziert mit einer bipolaren Störung. Nach dem Tod meines Vaters vor etwas mehr als eineinhalb Jahren an Lungenkrebs, ist eine weitere Krebsdiagnose in der Familie natürlich ein Schock. 

Daher fangen wir ganz am Anfang an… 

Knoten in der Brust – ertasten?

Meine Mutter stellte irgendwann einen ziemlich großen Knoten in ihrer Brust fest. Als sie ihn ertastet hatte, hatte er schon so einige Zentimeter. Meine Mutter hat in den vergangenen Jahren deutlich gelernt, ihre Gesundheit ernst zu nehmen, aber dass sie den Knoten erst bei dieser Größe erfühlt hat, zeigt mir deutlich, dass sie nicht wusste, auf was sie achten muss.

Ich habe mir vor gut einem Jahr von meinem Frauenarzt noch einmal genau zeigen lassen, wie ich am besten meine Brust abtaste. Denn das letzte Mal ist gut fünfundzwanzig Jahre her. Und ehrlich gesagt, hab ich das in den vergangenen Jahren eigentlich nie gemacht. 

Aber gerade der Fall meiner Mutter zeigt mir sehr deutlich, dass es wichtig ist, regelmäßig seine Brust zu untersuchen.

Aber auch andere Anzeichen sind deutlich: so hat sich beispielsweise die Größe der Brust bei meiner Mutter geändert. Und auch die äußere Form hat etwas Ungewöhnliches angenommen.

Was bei meiner Mutter noch hinzu kam: Die Schulter der betroffenen Seite fing an, sich zu verspannen und zu schmerzen. Unbemerkt hatte meine Mutter eine Schonhaltung eingenommen, um das Ungleichgewicht der Brust auszugleichen. 

Für mich heißt das im Umkehrschluss, dass es nicht nur das Tasten ist, was einen ersten Hinweis geben kann. Jegliche Abnormalität kann einen Hinweis geben. 

Ist es wirklich Brustkrebs?

Was ich in den wenigen Wochen, in denen ich mich jetzt mit dem Thema beschäftige, gelernt habe: Nicht jeder Knoten ist sofort Brustkrebs. Untersucht gehört er immer, aber es kann viele Ursachen haben. 

Eine Freundin von mir hatte in beiden Bürsten Knoten, schmerzhaft und sie wurden entfernt, aber sie waren gutartig. Von ihnen ging zu keiner Zeit eine Gefahr für sie aus. Ich bin da heute noch froh drüber. 

Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich die Milchkanäle entzünden, verhärten und so ertastbar werden. Gerade wenn man Kinder geboren hat, kann das passieren. Ich erhebe hier keine Vollständigkeit – es gibt noch viele, viele andere Ursachen von denen ich nichts weiß und die ich hier nicht aufgeschrieben habe.

Aber natürlich kann es auch ein bösartiger Tumor sein, ein Mammakarzinom und wirklich Gewissheit kann man erst nach einer gründlichen Untersuchung beim Arzt haben. Von Mammografie über Ultraschall bis hin zu einer Gewebeprobe – nur ein Arzt kann dir sagen, was es mit dem Knoten auf sich hat.

Also lieber einmal mehr zum Arzt rennen, als einmal zu wenig. 

Brustkrebs – und dann?

Tja… das ist jetzt die Frage. Daher hier der Weg, den wir bisher gegangen sind, und die Termine, die jetzt auf uns zukommen.

Warum schreibe ich “uns” wenn doch meine Mutter krank ist? Ganz einfach: Ich bin bei jedem Termin dabei, bin momentan tagelang bei meiner Mutter, leiste ihr Gesellschaft – ein klein wenig bin ich der Ko-Pilot auf diesem Flug ins Ungewisse. Also verzeiht mir, wenn ich hier ständig von uns spreche. 

Als meine Mutter den Knoten ertastet hatte, nahm sie Kontakt zu einem Frauenarzt auf – ihre vorherige war in Rente gegangen und so musste sie sich nach einem neuen umsehen. 

Bei dem Termin tastete der Arzt ihre Brust ab und konnte den Knoten deutlich erfühlen. Er überwies sie an unser nächstgelegenes Krankenhaus, um dort eine Mammografie durchführen zu lassen. 

An diesem Punkt haben wir mindestens zwei Wochen Zeit verloren, da der Termin verschoben werden musste. Für zwei Krankenhäuser gab es eine Ärztin, die fähig war, die Untersuchung durchzuführen. 

Pflegenotstand? Auf jeden Fall. 

Mammografie

Meine Mutter hatte wahnsinnig Angst vor der Mammografie, über die Medien hatte sie die ein oder andere Horrorstory gehört – und sie hatte eine nicht zu unterschätzende Panik. 

Normalerweise führt bei meiner Mutter wie auch bei mir eine Panik zu einer Vermeidungshaltung bis hin zur Flucht – aber das war hier nicht möglich. Also spielte ich Beruhigungsmittel, begleitete sie so weit wie ich konnte und war in Rufreichweite. 

Schlussendlich war es dann doch nicht so schlimm, wie meine Mutter befürchtet hatte. Laut ihrer Aussage war es zwar unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Die Brust wurde auf eine Platte gelegt und von oben wurde Druck ausgeübt. Also alles super.

Das Gefühl “Das ist doch gar nicht so schlimm, das hat gar nicht weh getan” begleitet uns gerade sowieso… 

Nach der Mammografie gab es dann wieder einen Termin beim Frauenarzt. Das Schöne: ab da ging es richtig schnell.

Montags Mammografie-Termin, Mittwochs dann beim Frauenarzt. Und der hat gar nicht lange groß um den Brei herum geredet, seine Befürchtung geäußert, dass der Knoten bösartig ist und wir schnell handeln müssen. 

Damit gab es eine Einweisung in ein Krankenhaus mit Brustzentrum in unserer Nähe und eine Telefonnummer zum Anrufen.

Brustzentrum und Biopsie

Noch Mittwochs rief ich in der Klinik an und bekam für den darauffolgenden Montag einen Termin mit meiner Mutter. Wieder ging es gemeinsam dorthin. 

Und wieder gab es eine Panikattacke – denn bei der Anmeldung bekamen wir direkt gesagt, dass eine Gewebeprobe zur Untersuchung entnommen wird. 

Und wieder einmal waren Informationen, die man von jemandem mal gehört hat und schlechte Berichte, Schuld an der Panikattacke meiner Mutter.

Der Arzt war freundlich, aber auch bestimmend und ehrlich. Er erklärte, auch immer mich mit im Blick, welche Möglichkeiten es gibt: Von OP, über Hormontherapie bis hin zu Chemotherapie und Bestrahlung – bei Brustkrebs wird nicht immer gleich gehandelt. Denn, so lernte ich an dem Tag, es gibt weit über dreißig verschiedene Arten von Brustkrebs und eine komplette Abnahme der Brust ist in den seltensten Fällen noch nötig. 

Bei dem Termin wurden Fotos von der Brust gemacht, sich nicht nur die Brust sondern auch die Lymphknoten mit Hilfe eines Ultraschalls angesehen, bevor überhaupt eine Gewebeprobe entnommen wurde.

Und das war, meiner Mutter nach, überhaupt nicht schmerzhaft. Und meine Mutter ist recht schmerzempfindlich. Die betreffende Stelle wurde örtlich betäubt, mit einer großen Kanüle eine Art weg gelegt, durch den dann die Gewebeproben entnommen wurden. 

Und jetzt?

Heute hatten wir dann den aktuell letzten Termin: die Besprechung, was die Pathologie in der Gewebeprobe gefunden hat und wie es nun weitergeht.

Daher wissen wir auch seit heute, Donnerstag, effektiv, dass es bösartiger Brustkrebs ist. Bösartig wird in drei Gruppen unterteilt, und natürlich hat meine Mutter die höchste Gruppe, also sehr bösartig, erwischt.

In den kommenden Tagen wird ein CT vom oberen Teil ihres Körpers gemacht, sie hat einen Termin zu einem Gespräch mit einem Sozialarbeiter des Krankenhauses, um zu erfahren, welche Hilfen ihr zustehen, ein kompletter Knochenscan wird durchgeführt. Das alles, damit ausgeschlossen werden kann, dass der Krebs schon gestreut hat. 

Zwar werden als erstes die Lymphknoten befallen, aber die Klinik und auch der Arzt gehen hier auf Nummer sicher. In gut zwei Wochen ist dann die sogenannte Tumorkonferenz: Mehrere Onkologen von unterschiedlichen Kliniken sehen sich die Daten meiner Mutter an und beraten, welche Therapie am besten geeignet ist. 

Einziger bisheriger Hinweis: Wir sollen uns auf eine Chemo gefasst machen. Ob eine OP nötig wird, wann und welche Chemo, wie viele Reihen oder was noch kommt, erfahren wir nach der Tumorkonferenz. 

Ich werde euch mitnehmen, auf die Reise, die vor uns liegt, bei der ich der Co-Pilot meiner Mutter bin und was sie mit unserer Psyche anstellt. Dieser Artikel war für mich die Möglichkeit, mir alles von der Seele zu schreiben und die Anspannung los zu werden, die mich nicht denken und noch weniger zur Ruhe kommen ließ.

Foto von Angiola Harry auf Unsplash

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