Das Mädchen aus der Severinsstraße, Buchcover
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Buch Rezension: Das Mädchen aus der Severinstraße von Annette Wieners

Ich bin vor knapp zwei Wochen nach einem Termin noch durch den Kölner Hauptbahnhof gestromert und bin, wie sollte es anders sein, in der Bücherei Ludwig gelandet. Hier fiel mir dann das Buch von Annette Wieners in die Hände. Das Mädchen aus der Severinstraße.

Ich stutzte. Die Umschlaggestaltung gefiel mir, deutlich war an dieser Stelle schon zu erkennen, dass es in der Mitte des letzten Jahrhunderts spielen musste. Und ein Blick auf den Klappentext gab mir Recht.

Klappentext:

Köln, 1937. Die siebzehnjährige Maria Reimer bewirbt sich heimlich als Fotomodell. Sie ahnt nicht, welche Pläne der Chef des Fotoateliers mit ihr hat: Sie soll das neue Gesicht der Nazi-Propaganda werden. Der jüdische Fotograf Noah will Maria noch warnen, aber sie missversteht sein Verhalten – und verliebt sich in ihn. Jahrzehnte später findet Marias Enkelin Sabine ein Vermögen im alten Haus der Familie. Es ist Geld und Gold, das der Großvater versteckt hat. Aber woher stammt der Reichtum? Was ist Ende der 1930er Jahre wirklich geschehen, als Maria unter dem Künstlernamen Mary Mer vor der Kamera stand?

Blanvalet

Ich hab es also mitgenommen und trotz extremer Zeitnot in den vergangenen Wochen ziemlich schnell durchgelesen. Was zum Einen an der wirklich spannenden Geschichte lag und zum Anderen an dem wirklich guten Schreibstil der Autorin.

Annette Wieners schafft es, einen in die damalige Zeit zu ziehen, zu berichten, was in Köln geschah, was Maria erlebte – und alles ohne mahnenden Finger. Denn in der Geschichte geht es nicht um die Verbrechen der Nazi-Zeit, sie sind der Rahmen, in dem die Protagonisten ihr Leben, nunja, versuchen zu leben:

Maria, Mary Mer, die heillos in den jüdischen Fotografen Noah verliebt ist, Heinrich, der versucht ihr Leben zu schützen, weil er sie liebt.

Zeitsprung. Köln in der heutigen Zeit. Sabine, die Enkeltochter, arbeitet in der Stadtverwaltung, im Jugendamt. Sie kämpft zwischen der Sorge um ihre Großmutter, ihrer entstehenden Liebe zu einem Öffentlichkeitsbeauftragten einer Kölner Firma und der Verantwortung ihres Berufes um die Wahrheit und ein wenig auch die Selbstfindung. Die Aufarbeitung ihrer eigenen Vergangenheit, verwoben mit den Geschehnissen in den 1930er Jahren bildet den roten Faden in dem Buch.

Von Liebe, Sorge, Ängsten und einem versteckten Goldschatz erzählend, springt Annette Wieners durch die Zeiten. Jedes Kapitel spielt entweder in der Vergangenheit oder in der Gegenwart. Zum Schluss vermischen sich die Zeiten, in Erinnerungen.

Das Buch hat mich wahrlich gefesselt. Denn obwohl ich kein großer Fan von Romanen bin, so ist doch mein geliebtes Krimi-Genre hier irgendwie vorhanden: Woher kommt das Gold? Und diese Frage bleibt bis zum Schluss offen. Und das ist gut.

Annette Wieners hat mit ihrem Buch ein Stück Zeitgeschichte eingefangen – eine persönliche Geschichte, die die Zeit überlebt und Erlebnisse, die auch 70 Jahre nach ihrem Geschehen nicht nur die Großmutter beeinflussen, sondern auch die Enkelin. Man erfährt, warum Maria manchmal abweisend ist, warum es ihr schwer fällt, über die damalige, für sie persönlich doch eigentlich erfolgreiche Zeit zu sprechen.

Das Liebe durch die Zeiten geht, das zeigt dieses Buch sehr deutlich. Und dass die Geschehnisse vor über 70 Jahren auch heute noch die Familien prägen.

Ob ich das Buch empfehlen kann? Unbedingt.

Eckdaten

Titel: Das Mädchen aus der Severinstraße
Autorin: Annette Wieners
Verlag: Blanvalet
Preis: 11,00 Euro
ISBN: 978-3-7341-0845-7

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