Ich war Ende Juni bei meiner Mutter und hatte “Der Gesang der Flusskrebse” mitgenommen. Da ich mir sicher war, ich würde es dort zu Ende lesen – es fehlten nur noch ein paar wenige Seiten – nahm ich ein Zweites mit. 8 MM – ja, das Buch zum Film und irgendwann gibt es dazu auch eine Rezension – war jedoch schneller durchgelesen, als ich gucken konnte: es hielt nur wenige Stunden.
Also musste ich mich an dem Bücherregal meiner Mutter bedienen. Zum Glück ist sie mindestens so eine Leseratte wie ich und auch ihre Regale quillen eigentlich schon über. Zwischen sämtlichen Werken von Jules Verne – wir lieben ihn beide und ich muss die Bücher dringend nochmals lesen – und der Online-Omi Renate Bergmann entdeckte ich einen viktorianischen Krimi, der mir schon alleine vom Cover her verdammt gut gefiel:
Inspector Swanson.
Der Klappentext
London 1895. Im Garten eines Hauses im Londoner Stadtteil South Norwood werden zwei Leichen gefunden. Offenbar wurden die Opfer zunächst erdrosselt und anschließend auf ihrem eigenen Grund und Boden in Särgen bestattet. Wer hatte ein Motiv, das in der Nachbarschaft als sonderlich geltende Geschwisterpaar zu ermorden? Und warum sind sämtliche Schuhe aus dem Haus verschwunden? Die Spuren führen Chief Inspector Swanson und sein Team schließlich zu einem berüchtigten Pub in Colnbrook. Verbirgt sich der Mörder womöglich hier unter den zahlreichen Gästen?
Die Rezension
Ich mag Sherlock Holmes, ich mag die viktorianische Zeit – zumindest in Büchern – und hab gedacht, okey, ich geb dem Buch eine Chance. Viel hatte ich mir nicht erhofft, denn leider habe ich schon oftmals Bücher in diese Richtung erwischt, die nach den ersten Seiten einfach nur langweilig waren und die ich dann auf Seite gelegt habe. Gerade, wenn irgendwelche Anspielungen auf Sherlock Holmes oder Agatha Christie gemacht wurden. Wie auch hier: ein kleiner grafischer Hinweis auf der Rückseite zeigte den Schriftzug “Baker Street Bibliothek”.
Kennt ihr das, wenn ihr das Gefühl habt, dass solche Details eher abschrecken? Nun gut, ich brauchte was zum Lesen und auf die Online Omi hatte ich keine Lust.
Nur dass mich mein Gefühl diesmal wirklich getrügt hat. Das Buch war gut, verdammt gut.
Inspector Swanson entpuppt sich als pfiffiger Ermittler, die Atmosphäre wurde verdammt gut eingefangen und relativ zügig waren alle Charaktere auf der Bühne des Geschehens. Zwei relativ parallel laufende Ermittlungen, die dann schlussendlich doch zu einer zusammenlaufen. Irgendwann kurz vor Schluss erschlossen sich mir die Zusammenhänge und ich fand sie gut. Für einen Menschen, der viele Krimis oder Thriller liest, ist die Lösung irgendwann absehbar – allerdings nicht so früh im Buch, dass sie einem den Spaß nimmt. Und gerade das Rätsel um die Schuhe ist ein guter Hinweis.
Robert Marley hat mich mit diesem Buch gefesselt und zeigt, dass es nicht immer Sherlock Holmes sein muss, der um die Jahrhundertwende ermittelt.
Ziemlich sympathisch fand ich an dem Buch, dass einige altbekannte Gesellen aus dieser Zeit eine Art Cameo-Auftritt hatten: Arthur Conan Doyle ist ein Nachbar des ermordeten Geschwisterpaares und H.G. Wells begegnet uns als Schwerenöter in dem kleinen ländlichen Gasthof.
Anspielungen auf die Klassiker dieser Zeit gibt es viele.
Während des Lesens stellte ich fest, dass es anscheinend einige weitere Bücher geben musste, die zuvor erschienen waren – Anmerkungen von Protagonisten in Form von Erinnerungen an bestimmte Fälle und Zusammenarbeit mit dem Inspector. Aber sie waren nur Randnotizen, die den Lesefluss nicht störten. Das Buch kann also unabhängig gelesen werden.
Das Geheimnis der zwei Gräber ist immerhin der achte Band der Reihe und im November 2022 kommt Band 9.
Für mich ein Grund, die anderen Bücher auch zu lesen – denn ich hege die Hoffnung, dass sie das Niveau von Band 8 halten können.
Eine klare Empfehlung für diejenigen, die Krimis aus dieser Zeit mögen und Sherlock Holmes schon einmal zu oft gelesen haben.
Die Fakten
Titel: Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber
Autor: Robert C. Marley
ISBN: 978-3948483647
Kosten: 12,00 € / Taschenbuch