Fokus Tunnelblick Druck Borderline
Borderline Erfahrungen und Erlebnisse

Fokus, Tunnelblick und der Druck

Es geht um den Fokus auf eine Tätigkeit, den dadurch entstehenden Tunnelblick und was passiert, wenn ich mich unter Druck gesetzt fühle, gerade mit Borderline ein häufiges Thema.

Der Druck

Wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich versucht habe, jede Woche pünktlich montags einen neuen Artikel online zu stellen. Es hat mich unglaublich unter Druck gesetzt. Ich fühlte mich lange Zeit dadurch “gezwungen” Artikel zu schreiben und das tat mir überhaupt nicht gut. 

Denn Borderline heißt auch, sich einfach mal zurück zu ziehen, sich um sich selber zu kümmern oder von dem Alltag so erschöpft zu sein, dass man viel Zeit für sich selber braucht. 

Und so ging es mir in den vergangenen Wochen und Monaten. Ich habe für mich selber entschieden, als Peer Berater zu arbeiten und widme dieser Aufgabe wirklich viel Aufmerksamkeit. Ich entwickle Workshops für meine Kollegen, führe Gespräche und versuche den Menschen zu helfen.

Das heißt aber auch, dass ich viel Zeit für mich brauche, um das alles zu verarbeiten und Kraft zu tanken.

Und dann kommt natürlich auch meine Erkrankung dazu.

Der Fokus und der Tunnelblick

Gerade Menschen mit Borderline lassen sich sehr schnell und sehr gerne für etwas begeistern – fast wie kleine Kinder. Und dann verbringen wir genau damit unsere Zeit, all unsere Zeit! 

Und dann kommt etwas Neues, was uns begeistert und das Alte ist vergessen! Sich selber dann an eben das zu erinnern, was man ja eigentlich machen will, ist schwierig. 

So ging es mir in den letzten Wochen mit meinem Blog. Ich hatte so viele Dinge und Tätigkeiten um mich herum, dass es mir immer schwerer fiel, Artikel zu schreiben. Auch der Gedanke, was ich erzählen kann und möchte, hing in meinem Kopf fest. 

Und dann fing ich an, mich zu schämen, dass ich keine Artikel schrieb, obwohl ich weiß, dass mein Blog gelesen wird. 

Davon wollte ich mich mit anderen Dingen ablenken.

Ihr merkt, es ist ein Teufelskreis und es ist schwierig darüber zu reden, aber nun gut, die Offenheit über genau das macht meinen Blog ja aus.

Es entstand ein regelrechter Tunnelblick. Und das geschieht oft und schnell. Da hinaus zu finden ist oftmals nicht einfach. Ich bin schnell von etwas begeistert und will es dann machen – egal ob Hobby oder beruflich und oft genug vergesse ich alles andere darüber. 

Der Umgang damit – gerade mit Borderline

Doch wie gehe ich im Allgemeinen damit um? Vor allem dann, wenn ich das Gefühl habe, etwas oder jemanden dadurch im Stich zu lassen?

Denn wenn genau dieser Gedanke kommt – ich lasse jemanden im Stich – fange ich für gewöhnlich an mich zu schämen. Und Scham ist wirklich eine gemeine und hinterhältige Emotion. Sie lässt dich schlecht schlafen, sie verursacht Bauchschmerzen, Sorgen und hält dich davon ab, besagtes erst Recht in Angriff zu nehmen. 

Schlussendlich muss man genau dies überwinden, die Scham, die schlechten Emotionen. Ich versuche mich, je nachdem um was es geht, daran zu erinnern, warum ich ursprünglich mit der Tätigkeit angefangen habe. Wenn es um einen Menschen geht, warum ich ursprünglich Kontakt hatte – denn auch das kann passieren: über den Alltag und all die tollen Tätigkeiten vergisst man sich bei liebgewonnen Menschen zu melden.

Shoutout an dieser Stelle an meine beste Freundin, die das einfach hinnimmt und mir deswegen niemals Vorwürfe machen würde. Danke Nocti! 

Aber zurück zum Thema:

Geht es um einen Menschen, bei dem ich mich lange nicht gemeldet habe, versuche ich mich zu entschuldigen und diesem mitzuteilen, warum ich mich so lange nicht gemeldet habe. Klar, das kostet ein bisschen viel an Überwindung, aber die meisten Menschen verstehen das wirklich. Und aus dem schlechten Gefühl wird schnell ein Gutes, weil mein Gegenüber mir vermittelt, dass es okey ist.

Bei Tätigkeiten heißt es einfach wieder anfangen. Mit kleinen Schritten, mit kleinen Zielen. Das beste Beispiel ist wieder einmal mein Blog hier: ich hab einfach wieder angefangen Artikel  zu schreiben, zu veröffentlichen. Nicht mit dem Ziel, wieder jede Woche einen online zu stellen, sondern mit dem Ziel, etwas zu schreiben, wieder etwas zu posten. 

Das schlechte Gefühl, die Scham wird noch eine Zeit bleiben, aber sie wird gehen und ich bin wieder um eine Erfahrung reicher. 

Der Tag hat zu wenig Stunden

Und ich weiß von vielen, denen es ähnlich geht. Immer wieder höre ich, auch in Beratungsgesprächen “Das und das hab ich früher gemacht, das hat mir so viel Freude bereitet.” 

Wenn ich dann zurück frage, warum man es nicht wieder macht, kommt oft genug “Ich hab so wenig Zeit… ich muss das und das machen…”. Aber viel öfter höre ich “Ich könnte das eigentlich mal wieder machen.”

Es ist wie eine Art Teufelskreis. Man entdeckt eine Tätigkeit oder ein Hobby für sich, es bereitet einem Freude und man geht eben jenem nach.

Dann ändert sich etwas im Leben und die Tätigkeit rückt in den Hintergrund – aus welchen Gründen auch immer. Dann vermissen wir es, und obwohl wir vermutlich wieder die Zeit dafür haben, machen wir es nicht.

Und viele, die ich kennengelernt habe, geben zu, dass sie gar nicht daran gedacht haben, wieder damit anzufangen. Und wenn ich weiter bohre, ist oft genug Scham irgendwie mit drin. Scham, weil man etwas Schönes aufgegeben hat. Was sagen Freunde, Familie, Partner dazu, wenn ich damit wieder anfange? Kommen blöde Kommentare? Doch all das sollte durch den Spaß und das gute Gefühl ausgeglichen werden.

Hab Mut

Was ich schlussendlich damit sagen will: 

Melde dich bei den Menschen, die du vermisst und bei denen du dich gefühlt ewig nicht gemeldet hast.

Gib deinen alten Hobbys, die du gerne gemacht hast, wieder eine Chance. 

Wir leben nur einmal – außer man glaubt an Wiedergeburt – und wir sollten uns nicht von Emotionen beeinflussen lassen, die uns etwas nehmen. 


Photo by Kévin JINER on Unsplash

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