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Borderline Erfahrungen und Erlebnisse

Ich liebe dich, ich hasse dich – Beziehungen als Borderliner sind schwierig

Borderliner und Beziehungen, Liebe – das ist so ein Ding, was entweder unmöglich und wenn nicht das, dann zumindest schwierig ist. Denn Borderliner wandeln zwischen den Extremen, zwischen „Ich liebe dich, verlass mich nicht“ und „Ich hasse dich, verpiss dich bloß“. Und potentielle Partner machen das auch nur eine bestimmte Zeit mit, bevor der Bordi ihn vergrault.

Hinzu kommt oftmals noch die innere Stimme, die einem sagt „Du hast das nicht verdient, du verdienst es nicht glücklich zu sein.“. Nimmt man diese beiden Aspekte zusammen, kommt ein Szenario heraus, welches die meisten Menschen in die Flucht schlägt: der Bordi zwingt seinen Partner in ein Wechselbad der Gefühle, benimmt sich wie die Axt im Walde, weil ja alles was der Bordi anpackt sowieso zum Scheitern verurteilt ist.

Es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Funktioniert das?

Ich bin seit über fünf Jahren verheiratet, mit meinem Mann seit fast zehn Jahren zusammen – wie kann das funktionieren?

Diese Frage stelle ich mir immer wieder, denn ich bin ein typischer Borderliner. Selbstzerstörerisch, verletzend denen gegenüber, die ich liebe und wandere mit Begeisterung im Minutentakt durch die Emotionen. Es gibt diese Tage, da gehe ich mir sogar selbst auf die Nerve, und wenn mein Mann um die Ecke kommt, ist der Ton oft genug gereizt und er verzieht sich dann einfach. Und oft genug denke ich, diese Beziehung ist ein Fehler, es belastet mich doch nur.

Doch dann gibt es diese Tage, da lächelt dieser Mann mich an und ich weiß, er ist das Beste was mir in meinem Leben passieren konnte. Denn wenn es eines gibt, was einen Borderliner ruhig halten kann, dann ist es Kontinuität, Stabilität und ein gut strukturierter Alltag.

Stabilität und Fehler

Mein Mann hat dieses Talent, mich zu erden, mich da aufzufangen, wo ich strauchel. Und er liebt mich trotz meiner ganzen Fehler. Oder gerade deswegen.

Dass er selber psychisch erkrankt ist, ist an dieser Stelle nur von Vorteil. Denn auch wenn unsere Erkrankungen ziemlich wenig miteinander zu tun haben, so teilen wir doch das Wissen und die Erfahrungen.

Das hier soll weder eine Lobrede auf meinen Mann werden, noch ein Beziehungsratgeber. Leser meines Blogs wissen, dass ich keine wissenschaftlichen Artikel verfasse sondern aus meinem Leben erzähle.

Und vielleicht ist es nicht perfekt, aber es ist schön. Und so ist das auch mit Beziehungen.

Sie müssen nicht perfekt sein, aber jeden Tag versuchen, sein Bestes zu geben, ist von Vorteil.

Doch wie funktioniert Beziehung nun von meiner Seite? Dass ich auf mehr Verständnis bei meinem Partner stoße und er mir viel Raum gibt, sollte deutlich sein. Was mache ich Borderliner, damit es nicht, wie so oft, schief geht? Damit es nicht unmöglich ist? Denn schwierig bleibt es.

Miese Brise – von unmöglich zu schwierig

Generell habe ich ein miserables Gedächtnis, ich erinnere mich mehr an die schlechten Sachen, an die Tiefschläge meines Lebens, denn an das Schöne. Mein Gehirn ist eine Bitch, die mir immer wieder zeigt, wie sehr ich doch versagt habe.

Aber es geht auch anders. Ich versuche mir immer wieder bewusst zu machen, dass ich mit meinem Mann schöne Tage erlebe, dass ich mit ihm Lache, dass wir gemeinsam im Sonnenschein am Tanzbrunnen gefeiert haben, an das erste Mal als ich ihn gesehen habe und wusste, er ist entweder mein Untergang oder der Mann fürs Leben…

Ich versuche mich jeden Tag bewusst daran zu erinnern, warum ich mich vor so vielen Jahren in diesen Mann verliebt habe. An manchen Tagen ist das wirklich einfach, an manchen fällt es mir unendlich schwer.

Doch das alleine reicht nicht. Denn die Stimmen, die einem sagen, mach es kaputt, du hast es nicht verdient, hau ab, solange du noch kannst, er wird dir auch weh tun, er wird…

Die Stimmen

Und diese Stimmen schweigen eigentlich nie. Egal in welchem Zusammenhang, sie plappern einen immer voll. Sie zu ignorieren ist eine Kunst, die ich jeden Tag neu erlerne und niemals zur Perfektion bringen werde. Aber es reicht um Abends ins Bett zu gehen, neben meinem Mann zu liegen und zu wissen, ich hab wieder einen Tag geschafft.

Was ist nun mit dem manipulativen Verhalten? Mit den bösen Worten? Mit dem Wegstoßen?

Ja, es kommt vor, häufiger als ich will, viel häufiger als mir lieb ist, aber seltener als ich befürchte. Versteht mich nicht falsch, ich bin manchmal ein richtiges Biest und im nächsten Moment die absolute Schmusekatze, und ES TUT MIR LEID, wenn ich ein Biest bin, und in 90% der Fälle schaffe ich es auch, einfach nur ein giftiges Wort zu sagen und dann irgendwie noch die Kurve zu kriegen – aber nicht immer.

Tja, mein Mann ist halt einfach unglaublich geduldig und findet Borderliner faszinierend – außer sie sind im Kampfmodus, dann doch eher beängstigend und das völlig zurecht.

Geheimrezept

Mein Geheimrezept für eine funktionierende Beziehung als Borderliner? Ich hab keines, tut mir leid. Aber ich habe etwas in all den Jahren mit meinem Mann gelernt: kenne dich selber! Und vor allem redet. Wer ehrlich über seine Erkrankung spricht, kann etwas großartiges erreichen. Denn wenn mein Partner weiß, hey, es ist nicht wegen dir, da ist die Stimme in meinem Kopf, die mich heute wieder auslacht, dann kann das hilfreich sein.

Es ist natürlich keine Dauerentschuldigung oder etwas, auf dem man sich dann ausruhen kann, man muss selber viel Arbeit in sich stecken, doch es ist etwas, was sich lohnt.

Denn wenn man morgens angestupst wird, verschlafen aufschaut und gesagt bekommt „Der Kaffee ist fertig“, dann grinst man selbst als Borderliner zufrieden und freut sich, was für ein tolles Leben man doch hat.


Photo by Javier Allegue Barros on Unsplash

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3 Kommentare

  1. […] zehn Jahre begleitet. Er hat mir geholfen meine Schulden in den Griff zu bekommen – danke an meinen Mann, der mich durch eine Finanzspritze vor der Privatinsolvenz bewahrt hat – und mir über lange […]

  2. Romy Ihme says:

    Hallo,auch ich habe seit 2007 die Diagnose Borderline. Zahlreiche,erfolgreiche Therapien und 2 gescheiterte Ehen, davon zuletzt belogen und betrogen worden. Das prägt zusätzlich. Nun habe ich seit gut 6 Monaten eine neue Beziehung und noch nie zuvor war mir so klar wie jetzt, dass auch hier der Bordi durchkommt.
    Ich suche das Haar in der Suppe, brauche ständig Bestätigung und provoziere Streit. So das auch nun schon wieder alles auf der kippe steht. Ich suche Hilfe, Kontakte und Ratschläge um aus diesem Kreislauf rauszukommen
    Ich würde mich über Rückmeldung total freuen. LG Romy

    1. Liebe Romy,
      ich habe dir auf Instagram auf deine persönliche Nachricht geantwortet. Ich glaube, das Problem kennt jeder Bordi – so auch ich. Ich rege mich ständig über meinen Mann auf, liebe ihn abgöttisch und könnte ihn gleichzeitig in die Hölle jagen. Alleine, sich dieser Tatsache bewusst zu sein, hilft ungemein. Für mich persönlich hat Reden viel geholfen: Ich versuche meinem Partner zu erklären, warum ich den Streit suche, warum ich überall das Haar in der Suppe finde. Denn immer wieder bin ich der Meinung, dass ich es doch eigentlich nicht wert bin. Und aus deinen Worten erahne ich, dass es dir auch oft genug so geht.

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