Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, stehen die ersten Beratungstermine schon in meinem Terminkalender, haben jedoch noch nicht stattgefunden.
Das ist die alles entscheidende Frage: und nun? Uns fehlen immer noch die letzten beiden Schulungstage, wir treffen uns alle zwei Wochen per Videochat, unterhalten uns und gehen nochmal die bisherigen Themen durch.
Dennoch soll es losgehen. Erstmal in einer Beratungs- und Hilfeeinrichtung der Alexianer – dem Jobkompass.
Jobkompass ist eine niederschwellige Beratungseinrichtung, in der man ohne Beratungsschein, Kostenträger oder sonst etwas Hilfe erfahren darf. Hilfe zu Fragen des Berufs, zu Möglichkeiten und zu Eingliederungshilfen. Alles dort dreht sich um Menschen mit Beeinträchtigungen, um Menschen die besonders sind und die trotz aller Widrigkeiten des Lebens arbeiten möchten.
Arbeit als Eckpfeiler und Strukturgeber
Denn Arbeit ist ein wichtiger Pfeiler für geistige Gesundheit – ungelogen! Gerade Menschen, die psychisch angeknakst sind, die oft genug wenig auf die Reihe bekommen, empfinden einen Arbeitsplatz als wichtigen Eckpfeiler ihres Daseins. Sie, oder eher wir, werden gebraucht, sind Teil einer Gemeinschaft und haben einen strukturierten Tagesablauf.
Jeder der sich auch nur ansatzweise mit psychischen Erkrankungen und Therapien auseinander gesetzt hat, weiß wie wichtig Struktur sein kann.
Kann ich das?
Aber ich bin vom Thema abgekommen. Die ersten Beratungsgespräche stehen also an und wenn man mich geradeheraus fragt, dann werde ich sagen, dass ich mich gut vorbereitet fühle.
Weil ich weiß, dass die beiden wundervollen Trainerinnen Michaela und Christina mich bestmöglich vorbereitet haben.
Weil ich weiß, dass die taffe Frau Herden von Jobkompass neben mir sitzen wird und auch in Zukunft immer ein offenes Ohr haben wird und in den ersten Gesprächen dabei sein wird.
Wie es sein soll, ist da ein Netzwerk, dass mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Und dennoch… in stillen Stunden kommt die Frage auf, ob meine Erfahrung im Leben reicht, ob mein Wissen reicht und ob ich auf der einen Seite empathisch genug bin, dem Menschen mir gegenüber gerecht zu werden und distanziert genug, um die Sorgen und Nöte meines Gegenübers nicht mit nach Hause zu nehmen.
Reiche ich?
Antworten auf diese Fragen wird jedoch nur die Zeit mit sich bringen. Ich kann mir lediglich vornehmen, auf eine gewisse Art professionell zu sein, den Menschen zu zu hören und aus meinem eigenen Erfahrungsschatz berichten.
Das sind Dinge, die ich in den vergangenen Jahren schon häufig getan habe: anderen zuhören und ihnen sagen, dass sie nicht alleine sind, dass ich solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht habe oder jemanden kenne, dem es genauso geht. Und dann vielleicht Ideen liefern, oder einen anderen Blickpunkt auf das Problem.
Wenn man sich einem Menschen öffnet, dann bekommt man oft genug diese Offenheit zurück.
Ein Sprichwort sagt „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder raus“ – und selbst in den abgedroschensten Sprichwörtern steckt ein Funken Wahrheit. Und damit meine ich an dieser Stelle nicht nur das freundliche Miteinander, welches man pflegen sollte. Sondern auch, dass man mehr über seinen Gegenüber erfährt, je mehr man preis gibt.
Öffne ich mich, dann öffnet sich mein Gegenüber und vielleicht kann man so zusammen das eigentlich Problem finden – und vielleicht die ein oder andere Lösung. Ich habe weiß Gott, keine Patentrezepte, die ich bei Bedarf aus meiner Tasche ziehe. Aber Ideen und wenn eine dieser Ideen, die manchmal verrückt anmuten, einem anderen Menschen hilft, seinen Weg zu gehen, etwas für sich zu erreichen, dann bin ich der Meinung, ist es das Richtige.
Und außerdem sammel ich Karma Punkte für mein Leben nach dem Tod. Mit einem Lächeln kann man jemanden den Tag verschönern, stell Dir vor, du kannst jemanden helfen, indem du zuhörst. Wieviel besser ist unsere Welt?
Photo by delfi de la Rua on Unsplash
[…] den Seminartagen musste ich fünf Beratungsgespräche mit meinem Tandem-Partner absolvieren, bevor ich alleine beraten durfte. Die habe ich schon seit längerer Zeit hinter mir […]