Wir hatten im vergangenen Jahr die Möglichkeit uns für eine Schulung als Peer Berater im Peer im Tandem Modell zu bewerben und pro Standort wurden zwei Mitarbeiter ausgewählt, die daran teilnehmen durften.
Doch was ist das eigentlich?
Peer heißt übersetzt Gleichrangig und ist damit der wichtigste Teil des ganzen Konzeptes. Denn es geht um Beratung auf Augenhöhe, Beratung durch einen Gleichrangigen. Hört sich doch schon mal cool an. Im Tandem erschließt sich wenn wir uns das Bild eines Tandem-Fahrrads vor Augen führen: da sitzt man auch zu zweit drauf.
Im Fall von Peer im Tandem – abgekürzt PiT – heißt das, der Peer hat einen zweiten Menschen an seiner Seite, der ihn unterstützt. Der Peer muss also das Fahrrad nicht alleine fahren. Bei steilen Bergen ist das bestimmt praktisch.
Da wir den Begriff nun auseinander genommen haben, nun ein Erklärungsversuch, was es eigentlich damit auf sich hat:
Menschen mit einer Beeinträchtigung beraten Menschen mit einer Beeinträchtigung und die Beratenden haben noch einen Menschen in der Hinterhand, der zur Not mit Fachwissen, Hilfe und einer anderen Sichtweise unterstützend eingreifen kann.
So weit so gut. Aber warum geht der Rat-Suchende nicht mit seinem Problem sofort zu dem eigentlichen Tandem-Partner? Diese Frage stellen sich viele und gerade für gesunde, rational denkende Menschen, die ihre Probleme im Allgemeinen gelöst bekommen ist sie auch mehr als verständlich. Wenn ich nicht weiter weiß, dann wende ich mich an jemanden mit Ahnung, der mir dann hilft.
Doch viele, die Hilfe brauchen, dringend, haben Angst. Angst vor Ablehnung, Angst davor, ausgelacht zu werden und vor allem Angst davor, bevormundet zu werden. Viele, die mit einer Beeinträchtigung – oder auch Behinderung – gerade im psychischen Sektor leben, haben nur eine Art der Hilfe kennen gelernt: Fremdbestimmung. Doch sein Leben aus der Hand geben, ist etwas, was keiner will.
Der geneigte Leser mag jetzt sagen „Aber wenn es doch besser ist und ihm hilft, es ist ja nicht für immer.“ Und auf eine Art und Weise mag ich dem auch zustimmen, aber auf der anderen Seite bin ich der festen Überzeugung, Hilfe gut und schön, aber es ist mein Leben.
Es ist also wieder einmal ein Drahtseilakt. Und an dieser Stelle sollen oder möchten die Peer Berater helfen. Wir treten in unterschiedlichen Namen in Erscheinung: Experten in eigener Sache, Ex-In, Genesungsbegleiter…
Eines ist uns allen gleich: wir haben gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht. Doch wir konnten diese Probleme lösen. Sei es mit oder ohne Hilfe. Wir denken einen Tick anders als ein Sozialpsychologe oder Sozialpädagoge, wir können nachvollziehen was den Menschen vor uns bewegt. Und wir können erzählen. Wie es uns damit ging, wie wir in der Scheiße saßen, wie wir nicht mehr weiter wussten und am liebsten heulend in der Ecke gesessen hätten.
Unsere wunderbaren Schulungsleiter und auch meine eigene Tandem-Partnerin sind sich einig: das ist der wertvollste Schatz den wir mitbringen können.
Erfahrung!
Und die misst sich bekanntlich nicht am Alter. Peer Berater im Tandem heißt also, ich berate Menschen, die in einer Krise stecken, egal welcher Art, die genau wie ich leiden und manchmal das Licht am Horizont nicht mehr sehen.
Ich kenne mich nicht aus in der deutschen Behördenwelt, weiß nicht genau, zu welcher Stelle ich mit welchem Anliegen muss. Dafür habe ich meinen Tandem-Partner, der mich mit den Informationen versorgt und mir hilft, die Hilfe zu finden, die benötigt wird.
Was ich aber kann, dass ist aktiv zuhören, mitfühlen, empathisch sein ohne zu bemitleiden, nachfühlen und vielleicht ein wenig erzählen, wie ich damit umgehe. Vielleicht findet man einen unbürokratischen Weg, vielleicht kann man einen Weg gemeinsam gehen, damit die Angst nicht allzu stark ist. Und vielleicht kann man Mut machen. Mut dazu, das eigene Leben anzupacken.
Photo by Barby Dalbosco on Unsplash
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