Das Schöne am Schreiben ist, dass man selbst etwas zu Stande bringt, wenn einem nichts einfällt. Derzeit geht es mir so. Ich hab wieder eine meiner Schreibblockaden. Ein böses Wort für einen eigentlich ganz einfachen Zustand: ich bin mit nichts, was ich schreibe zufrieden. Ich komme mit meinem Krimi nicht weiter, diverse Artikel für diesen Blog schwirren angefangen auf meiner Pinnwand herum und auch meine Fanfiktion schwebt in den Wolken des tristen Alltags. Was tun?
Hinaus aus dem Alltag – hinein in die Welt der Fantasie
Im Moment halte ich mich mit einem Rollenspiel über Wasser. Foren-Rollenspiele, das Schreiben des kleinen Mannes. So mag der ein oder andere denken. Aber es ist mehr als das. Es ist das Eintauchen in eine andere Welt, in eine Welt der Fantasy, fast wie ein zweites Leben. Und meine Posts in diesem Forum bestehen nicht aus zwei drei Sätzen und ein wenig wörtliche Rede. Sie haben schon Blog-Beitrag-Länge. Zwischen sechshundert und tausend Worten meistens, selten weniger, manchmal mehr.
An manchen Tagen fällt mir das Schreiben unglaublich einfach, an manchen unglaublich schwer. Und an letzteren ist es für mich einfacher, in mein alter Ego einzutauchen, mich seiner manchmal doch sehr simplen, an anderen Tagen sehr komplexen Gefühlswelt hinzugeben. Ein Spiel, eine Flucht aus dem Alltag ist es für mich. Ich habe ein zweites zu Hause in diesem Rollenspiel gefunden, in einer Welt voller Magie. Mein alter Ego ist ein Zauberer im Harry Potter Universum, männlich, etwas älter als ich und Australier. Ich habe mal versucht, eine weibliche Figur zu spielen. Sie ist zu einer zickigen Tusse verkommen, die selbst ich irgendwann nicht leiden mochte. Männer kann ich besser spielen.
Von Durchhängern und Liebe
Und so hänge ich hier, in meiner Schreibblockade, und schreibe in einem Play mit meiner besten Freundin an einer Liebesgeschichte, obwohl mein Charakter eigentlich so gar nicht der liebevolle Kerl ist, den ihr Charakter verdient hätte. Aber wo die Liebe – oder in unserem Fall die Fantasie – hinfällt. Es ist für mich derzeit einfacher, sich vorzustellen, was Michael, so der Name meines Charakters, antwortet auf ihre Fragen, wie er auf ihr Verhalten reagiert und warum er seine Faust in die Wand schlägt, anstatt sie zu küssen.
Für einen kurzen Moment kann ich meiner eigenen Realität entfliehen, mich in die Welt begeben, die von Zauberern und Hexen bevölkert wird. Ich kann in meinen Posts und meiner Hintergrundgeschichte jene Orte bereisen, die ich in der Realität vermutlich niemals sehen werde: das australische Outback, die schottischen Highlands im Winter, die große Halle von Hogwarts und den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Ich kann Reisen in die Wildnis Kanadas unternehmen und Yetis beobachten, in Sekunden um die Welt reisen und auf dem Besen den goldenen Schnatz hinterher jagen.
Vollständige Leere, graue Wolken
Aber manchmal geht auch das nicht. Dann ist mein Kopf vollständig leer. Derzeit ist es genau das. Ich lasse meine Playpartner hängen, weil ich einfach keinen anständigen Satz zustande bekomme. Wirkt gerade anders? Mag sein, denn ich versuche einfach mit genau diesem Post hier, meine Schreibblockade in den Wind zu schießen. Denn schließlich hält sie schon fast eine Woche an.
Nun, was mache ich, wenn ich so gar nicht schreiben kann? Ich male, zeichne. Und ich lese. Manchmal ist es dann ein Satz, der mich wieder hinausbefördert, aus dem grauen Sein des Nicht-Schreiben-Könnens. Oder es ist dieses eine Bild, was ich male, welches mir neue Inspiration gibt. Vor allen Dingen finde ich genau darin dann aber auch meine Ruhe wieder. Denn ich habe gemerkt, dass gerade dann, wenn ich besonders unter Stress stehe, ich nicht schreiben kann.
Gegen-an-Schreiben, gegen-an-malen, gegen-an-Lesen – dem Grau und dem Stress des Alltags auf irgendeine Weise zu entfliehen, auch wenn der Kopf sich immer im Kreis dreht, kein Wort Sinn ergibt und man sich fragt, womit man die Leere füllen soll.
Und so schreibe ich an, gegen graue Wolken und dem Gefühl, nicht genug zu sein. Prost, liebe Schreibblockade, du bist ein alter Freund!
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