Und weiter geht es mit Teil 2! Wer den ersten Teil verpasst hat, kann ihn und meine einleitenden Worte hier nachlesen.
Aber jetzt Platz da für die Skills in meinem Werkzeugkoffer!
Zahlen-Leiter
Ich habe keine Ahnung, ob es dafür noch einen anderen Namen gibt. Aber das Prinzip ist ganz einfach: Ich zähle von 1 bis zu einer Zahl, die ich mir selber setze in Schritten, die ich vorher bestimme. Und danach wieder zurück.
Ein konkretes Beispiel wäre hier zum Beispiel: Zähle von 1 bis 100 in Dreierschritten. Also: 1 4 7 10 13 usw. Auch hier halte ich mein Gehirn wieder einmal beschäftigt, damit das Schlechte keinen Platz hat. Ihr merkt sicherlich eine Richtung in der Skill Kette.
Fingerhäkeln/Zusammendrücken der Finger
Ich habe keine Ahnung, wie ich das sonst nennen soll, denn eigentlich ist es nur ein Spiel mit den eigenen Fingern. Ich drücke meine Fingerspitzen zusammen, wandere dabei von einem Finger zum Anderen. Also Daumen auf Zeigefinger, auf Mittelfinger usw. Oder ich lege den Zeigefinger der einen Hand auf den Daumen der anderen und “wandere” so mit den Fingern. Wie Häkeln ohne Garn, oder Stricken.
Dieses Drücken und Bewegen der Finger hat mehrere Funktionen: Zum einen nehme ich einen äußeren Reiz wahr und spüre meinen Körper – was in manchen Situationen wirklich sinnvoll ist. Und zum Anderen beschäftige ich meine Finger, ähnlich wie bei dem Fidget-Cube.
Ein kurzer Stressabbau oder eine Regulation ist damit für mich wunderbar machbar.
Der innere Garten
Nach den aktiven Skills, die die Anspannung oder den Stress regulieren sollen, kommen wir nun zur Entspannung. Auch da gibt es für mich mehrere, die alle in meinem Kopf spielen.
Als erstes gibt es meinen inneren Garten. Bereits in meiner allerersten Therapie, die nur auf meine Depressionen abzielte, entwickelte ich diesen mentalen Rückzugsort.
Über die Jahre hat er sich verändert, ist gewachsen und ist gepflegt worden. In diesem inneren Garten kann mir nichts passieren, er ist ein Ort, der vollständig von der äußeren Welt, von allen Sorgen und Problemen abgeschottet ist.
Dieser Garten verändert sich auch, denn wenn ich etwas benötige, kann ich es entstehen lassen. Ebenso das Wetter oder die dort lebenden Tiere entsprechen immer meinen Bedürfnissen. Lediglich die Grundlage, die Bäume, der Fluss, die alte Kate, sie sind immer gleich.
Auch der Panther, der das Grundstück bewacht, ist immer zugegen.
Hier kann ich mich ausruhen, lesen, schaukeln, die Füße in den Bach stecken – und das alles, während ich in der Bahn sitze, im Büro hocke oder abends im Bett liege.
Mit genügend Übung und wenn ich mich wirklich darauf einlassen kann, spüre ich es durchaus auch. Den Wind, die Düfte, alles um mich. Es ist mein Garten, hier kann mir nichts passieren.
Tagträumen
Sich selber zum Superheld machen, Kriminalfälle lösen oder in eine Fantasy-Welt abtauchen – wer kennt das nicht? Wenn mir alles zu viel wird und ich die Anspannung entschärfen will, dann tauche ich auch gerne mal für ein paar Minuten in einen Tagtraum ab.
Dann erlebe ich Abenteuer, treffe Sherlock Holmes oder Jack Sparrow, gehe mit den Kommissaren vom Tatort auf Täterjagd oder kämpfe gegen Lord Voldemort.
Ich erlaube es mir selber, einfach einmal abzuschweifen, der Realität für einen Moment zu entfliehen, in eine Welt, in der ich alles im Griff habe, in der ich Besonders bin.
Das macht es einfacher.
Schlussendlich: mein Schlüssel und mein Handy
Dinge, die ich, wie tausend, Millionen andere tagtäglich mit sich tragen. Ich habe sie zu persönlichen Skills entwickelt, zu Dingen, die mich im Alltag unterstützen und mir Halt geben.
Der Schlüssel ist wahrlich ein Schlüssel, zu meinem sicheren Ort, zu meinem Ruhepol, zu der Wohnung, in der mir nichts passieren kann, in der ich ruhen kann und nichts Schlimmes passiert. Ist der Alltag auch noch so anstrengend, ist die Anspannung auch noch so hoch, bei mir zu Hause bin ich sicher. Zusätzlich habe ich noch den Schlüssel zu meinem Elternhaus an dem Bund, ein weiterer Ort, von dem ich weiß, egal was passiert, hier wirst du aufgenommen, hier kannst du zur Ruhe kommen.
Mein Handy hat eine ähnliche Funktion: Ich kann im Zweifelsfall immer jene Menschen erreichen, die mich beruhigen können, die für mich da sind, die mich “runter bringen” können. Und ich habe massig Spiele auf dem Handy, die mein Gehirn beschäftigen können.
Das Täschchen
Im normalen Alltag habe ich meistens eine große Handtasche oder einen Rucksack dabei. Darin nach dem Igelball oder dem Fidget-Cube zu suchen, wäre eine ziemliche Herausforderung.
Meine Mutter schenkte mir vor einiger Zeit ihr altes Make-Up-Täschchen. Pink-Rot mit Blumen von Oilily. Zwar nicht mein Stil, aber ich liebe es. Denn es ist extrem praktisch und hat die richtige Größe.
Neben Schmerztabletten – die man ja immer wieder mal braucht – und meinem Brillenputztuch, haben da auch mittlerweile meine physischen Skills ihren Platz gefunden. Und durch die Farbe finde ich es ziemlich schnell in meiner Tasche.
All diese Dinge geben mir im Alltag Sicherheit und nach einer langen Zeit, in denen ich wenige der physischen Skills eingesetzt habe, habe ich für mich beschlossen, sie einfach wieder dabei zu haben. Wenn ich sie nicht brauche, ist das wunderbar, aber alleine das Gefühl, sie zu haben, gibt mir eine immense Portion Sicherheit.
Wie schaut es bei dir aus? Hast du spezielle Skills, die dich im Alltag unterstützen?
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