Skills - mein Werkzeugkoffer für Boderline
Borderline Erfahrungen und Erlebnisse

Skills – mein Werkzeugkoffer für Borderline

Skills mein Werkzeugkoffer für Boderline

Borderline heißt auch, dass der Betroffene/die Betroffene immer wieder mit Angst oder Anspannungszuständen lebt. So geht es auch mir. In verschiedenen Therapien kamen immer wieder Ideen auf, wie ich diese schlimmen Momente ohne selbstverletzendes Verhalten überstehen kann.

So entstand über die Jahre ein, oftmals mental, Werkzeugkoffer, der mir helfen kann und soll, besser im Alltag zurechtzukommen. 

Heute möchte ich euch einige dieser Skills vorstellen. Vielleicht ist der ein oder andere dabei, den ihr noch nicht kennt oder der in Vergessenheit geraten ist. Die meisten meiner Skills nehmen keinen Platz in der Tasche weg, denn sie sind mental, aber dennoch unglaublich wirksam.

Bühne frei für meinen Werkzeugkoffer!

Die Skill-Kette

Zuallererst erläutere ich einmal einen Begriff, der in diesem Artikel häufiger auftaucht und der den Ablauf und das Einsetzen von Skills betrifft: die Skill-Kette. Sie ist sozusagen die Bedienungsanleitung für meinen Werkzeugkoffer.

Eine Skill-Kette ist eine Art Ablaufplan. Je nach Stärke der Situation, je nach Tiefe der Angst- oder Dissoziationszustände oder je nachdem, wie stark die Emotionen sind, greife ich auf einen anderen Skill der Liste zu. Dabei steht an oberster Stelle ein extremer äußerlicher Reiz, der durch einen physischen Gegenstand hervorgerufen wird, an unterster Stelle steht eine Entspannungsübung. 

Also, je nachdem wie stark der benötigte Skill sein soll, steige ich weiter oben auf der Liste ein und arbeite mich nach unten vor. Dabei muss nicht jeder Skill angewendet werden, aber ihr könnt euch in etwa vorstellen, wie das funktioniert: Reizen – ablenken – beruhigen, so der Gedanke dahinter. 

Skills-Igelball

Der Skills-Igelball ist einer meiner Hardcore Skills, denn er ist physisch vorhanden, ich kann den Gegenstand in die Hand nehmen und vor allem, er tut weh! Zumindest wenn ich ihn wirklich fest in die Hand nehme.

Und genau darum geht es. Er soll weh tun, er soll einen Reiz auslösen, der alle anderen Reize in den Schatten stellt, der Igelball soll mich bei schlimmen Panikattacken, Dissoziationen oder ähnlich schlimmen Momenten mit einem Reiz aus der Spirale hinausbefördern. Erst dann kann ich zu anderen Skills greifen.

In der Klinik war der Skills-Igelball noch ziemlich weit unten in meiner Skill-Kette, doch über die Jahre hat er alle anderen “harten” Skills wie Ammoniak, Hundeklicker oder Ähnliches abgelöst. Denn ich reagiere durch Übung mittlerweile verdammt gut schon auf leichte Gegenreize.

Aber manchmal, da nehme ich ihn auch einfach in die Hand und rolle leicht, denn das Gefühl der spitzen Stacheln ist einfach beruhigend. 

Fidget-Cube

Mein zweiter physischer Skill. Er ist nicht ganz so stark wie der Igelball, aber in gewissen Situationen ist er unglaublich nützlich. Er ist klein und passt eigentlich prima in die Hosen- oder Jackentasche und nur selten nehme ich ihn auch raus. Ich kann damit prima in der Tasche spielen. Auf fünf Seiten des Würfels sind verschiedene Knöpfe, Schalter, Rädchen und ein Joystick angebracht. 

Ist die Anspannung hoch oder muss ich in einer Stresssituation, wie eine volle Bahn, meine Hände beschäftigen, mich auf etwas anderes konzentrieren, spiele ich mit ihm rum. Es beruhigt mich und macht so die Situation einfacher, besser auszuhalten.

Ohrstöpsel/Noise-Cancelling-Kopfhörer

Wer mich auf der Straße sieht, sieht mich meistens mit Kopfhörern. Die Geräusche der Großstadt, die vielen Unterhaltungen, Autos, Kindergeschrei – das alles macht es mir sehr schwer. Meine Anspannung steigt schnell an. 

Die Kopfhörer spielen dann Musik oder sind einfach nur eingeschaltet, damit sie die Geräusche der Umgebung dämpfen. Befinde ich mich in Situationen, in denen ich die Kopfhörer nicht tragen kann, so kann ich auf meine Ohrstöpsel zurückgreifen. 

Hier habe ich allerdings sogenannte Konzert Plugs. Sie dämpfen lediglich ab, verschließen also nicht vollständig mein Gehör. Ich kann zwischen verschiedenen Dezibel-Filtern wählen. So bekomme ich zwar alles mit, aber die Geräusche sind leiser und ich kann mich besser konzentrieren. 

Fibonacci Folge

Ab jetzt kommen die geistigen Skills. Eine meiner Lieblingsaufgaben an mein Gehirn ist es, die Fibonacci Folge aufzusagen oder zu berechnen. Die Fibonacci Folge ist ein mathematisches Mittel unter anderem zur Wachstumsberechnung. Wer mehr über sie wissen will und über den Mann, der sie entdeckt bzw. entwickelt hat, sollte Wikipedia unbedingt einen Besuch abstatten.

Nun, die Fibonacci Folge funktioniert ganz einfach: Sie beginnt mit der Zahl 1 und wird mit der Summe der beiden vorherigen Zahlen weitergeführt.

Also: 1 1 2 3 5 8 13 usw.

Da ich mit Mathe immer schon ein Problem hatte, ist diese Aufgabe für mein Gehirn ziemlich herausfordernd und verlangt alle verfügbaren Ressourcen. Ziemlich klar, dass ich dadurch schnell von negativen Emotionen und Gedanken abgelenkt bin.

Zweiter Teil

Da dieser Artikel unglaublich viele Skills beinhaltet, werde ich ihn, wie schon meinen Artikel zu den toxischen Sätzen, in zwei Teilen veröffentlichen. Also, demnächst geht es hier weiter 😀


Photo by Sorrawis Chongcharoen on Unsplash

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3 Kommentare

  1. […] weiter geht es mit Teil 2! Wer den ersten Teil verpasst hat, kann ihn und meine einleitenden Worte hier […]

  2. […] weiter geht es mit Teil 2! Wer den ersten Teil verpasst hat, kann ihn und meine einleitenden Worte hier […]

  3. […] Mein Alltag besteht größtenteils darin, immer darauf zu achten, wie ich reagiere, meine Emotionen zu erkennen und die Anspannung in einem Rahmen zu halten, mit dem ich gut leben kann. […]

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