Wenn die Welt verschwimmt – das Blickfeld verschwimmt, irgendwie fühlt sich der Körper komisch an, vielleicht steht man neben sich. Die Gedanken sind auf genau einen fixiert, äußerliche Reize werden kaum noch bis gar nicht wahr genommen – Dissoziationen.
Der teilweise oder vollständige Ausfall von psychischen Funktionen ist nicht nur anstrengend sondern kann unter Umständen auch gefährlich werden.
Wie immer kein Fachartikel, daher bitte nicht erwarten, dass ich hier aufkläre wie genau es zu Dissoziationen kommt, nur soviel: ICD-10 unterscheidet in 14 verschiedene Dissoziationen. Wer Dissoziationen erlebt, der hat meist traumatische Erfahrungen gemacht, es fühlt sich an, als ob sich das Gehirn vom Körper distanzieren, loslösen möchte.
Für Außenstehende wirkt es oftmals so, als ob der Mensch in seinen Handlungen, in seiner Existenz eingefroren ist. Die Augen fokussieren irgendetwas im Raum, ohne es wirklich wahr zu nehmen, auf Ansprache wird meist gar nicht reagiert.
Wie fühlt es sich an und was kann ich als Außenstehender machen?
Wie fühlt es sich an?
Unterschiedlich. Jeder Betroffene empfindet Dissoziationen anders, sie können auch von Situation zu Situation variieren.
Selbst ich kenne verschiedene Ausprägungen. Da gibt es die Dissoziationen, die lange andauern, in denen ich mich nicht bewege, keine Gedanken verfolge und einfach nur da sitze. Irgendwann schrecke ich dann auf und stelle fest, dass Zeit vergangen ist. Das können Sekunden aber auch Minuten sein, ich weiß, dass die Zeit vergangen ist, aber was in dieser Zeit passiert ist, kann ich nicht sagen.
Manchmal kündigen sich Dissoziationen an. Ich merke, dass ich in die Leere starre, die Ränder meiner Wahrnehmung fangen an zu verschwimmen, als würde ich zu schnell durch einen Tunnel fahren. Ein Kribbeln im Körper oder ein angespannter Muskel – kleine Anzeichen, die ich mittlerweile wahrnehmen kann.
Alleine dieser Verlust der Zeit kann unglaublich beängstigend sein und die damit verbundene Frage, habe ich in dieser Zeit etwas getan? Wenn ja, was?
Manchmal ist eine Dissoziation auch eine Vorstufe zu einem Flash Back und kann daher auch einen ganzen Schwung an negativen Erinnerungen und Emotionen mitbringen.
Techniken um aus Dissoziationen raus zu kommen gibt es viele, aber dafür muss man seine eigenen Anzeichen kennen. Doch oftmals hilft nur ein Äußerer Reiz.
Was kann ich als Außenstehender machen?
Das kommt immer darauf an, wie nahe man dem Menschen steht und wie er auf äußere Reize reagiert. Unter Umständen heißt es wohl erst einmal abwarten, vor allem wenn man es das erste Mal wahr nimmt. Danach, wenn der Gegenüber sich wieder gefangen hat, kann man ansprechen, fragen wie man helfen kann, wenn so etwas noch einmal geschieht.
Es gibt einen ganzen Potpourri an Möglichkeiten, auch Skills genannt, die in solchen Situationen helfen können: vom Hände vorm Gesicht rumwedeln, Ansprechen bis hin zu Hunde-Klickern, die ans Ohr gehalten werden. Da ist jeder Mensch unterschiedlich.
Einige brauchen starke Geruchsreize wie Ammoniak, um aus der Dissoziation hinaus zu kommen, manche schütteln einfach kurz den Kopf und sind wieder vollständig da.
Wenn man merkt, jemand in meinem Umfeld hat mit Dissoziationen zu kämpfen, ist es immer sinnvoll zu fragen, wie man ihm oder ihr in solchen Momenten helfen kann.
Viele nehmen es dankend an.
Und warum sind Dissoziationen nun gefährlich?
Stell dir vor, du bist auf einer viel befahrenen Straße unterwegs oder stehst an einer Bahnhaltestelle – und eine Dissoziation überfällt dich.
Dein Körper macht genau mit dem weiter, was du gerade getan hast, du läufst also weiter die Straße entlang. Aber du nimmst die Umgebung nicht mehr wahr. Du übersiehst die rote Ampel oder die Kante des Bahnsteigs. Die Unfallgefahr steigt.
Manchmal kommt es während Dissoziationen zu Krampfanfällen, Auto-Aggressionsverhalten oder Aggressionen gegenüber Dritten.
Dissoziationen sind also nicht „mal eben geistig abwesend“ sondern können Folgen haben. Nicht nur emotionale und psychische, auch wenn alleine diese es schon schlimm genug machen.
Hast du Dissoziationen erlebt? Wie erlebst du sie? Es interessiert mich, denn ich kenne nur meine sehr genau, ich habe gelernt damit umzugehen, erkenne die Frühwarnzeichen, kann mich schnell aus der Situation raus holen. Doch manchmal überfallen sie mich immer noch. Und dann ist Zeit vergangen, ohne dass ich weiß, was geschehen ist.
[…] ist ein wenig wie bei Dissoziationen: jeder findet seinen eigenen Umgang damit, Frühmarker können die Situation retten, externe […]